Antisemitismus geht uns alle an.
Für den Begriff des Antisemitismus gibt es verschiedene Definitionen. Weithin wird er jedoch als die Feindschaft gegenüber Jüd:innen beschrieben. Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die die Grundlage unserer Arbeit ist, versteht Antisemitismus in ihrer Arbeitsdefinition als:
„eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“
Dieser Definition, die auch u.a. vom Bundestag, als Grundlage der Arbeit gegen Antisemitismus verabschiedet wurde, liegen 11 Beispiele bei, die die verschiedenen Dimensionen von Antisemitismus verdeutlichen können.
Antisemitismus ist jedoch keine Erfindung der Neuzeit oder des Nationalsozialismus, sondern reicht in unseren Gesellschaften historisch weit zurück. Man unterscheidet u.a. folgende Formen von Antisemitismus, wobei die Formen zum Teil nicht trennscharf sind oder oft miteinander verbunden auftreten:
- Religiöser Antijudaismus/Antisemitismus: Die Ablehnung des Judentums und von Jüd:innen aufgrund religiöser Motive.
- Rassischer Antisemitismus: Ab dem 19.Jahrhundert wird behauptet, die Jüd:innen seien eine eigene „Rasse“, die besonders schädlich sei.
- Sekundärer Antisemitismus: Die Leugnung und Ablehnung des Holocaust, sowie die Forderung nach einem Schlussstrich in der Erinnerung.
- Israelbezogener Antisemitismus: Die Verantwortlichmachung von Jüd:innen für das Handeln des Staates Israels, die alleinige Verantwortung des Staates Israel für Konflikte in der Region und eine damit verbundene Aberkennung des Existenzrechts Israels.
- Die Übertragung klassischer Antisemitismusmuster auf den Staat Israel.
Derzeit sind insbesondere antisemitische Motive in Verschwörungserzählungen zu erkennen, aber auch in Symboliken und Aussagen von verschiedenen rechten Gruppierungen und Bewegungen. Gleichzeitig kommt es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen im Zuge des Aufflammens des Nahostkonflikts. Jedoch ist der Antisemitismus in unserer Gesellschaft kein Phänomen kleiner Randgruppen, sondern zum Teil fest verankert. So zeigt die Mitte-Studie auf, dass bei ca. 20% der Bevölkerung, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, antisemitische Bilder und Stereotype präsent sind.
Projekte
Praxisstelle Bildung und Beratung
Unsere Praxisstelle Bildung und Beratung ist die zentrale Anlaufstelle für Schulen zum Themenfeld Antisemitismus. Wir bieten eine Vielzahl an Aktivitäten an, von Workshops, Seminarreihen und Beratungen bei antisemitischen Vorfällen bis hin zu Fortbildungen für Lehrkräfte.
Fachstelle Antisemitismus Brandenburg
Die Fachstelle Antisemitismus Brandenburg ist für das gesamte Land Brandenburg unter anderem die zentrale Erstanlaufstelle für Betroffene von Antisemitismus.
Kompetenznetzwerk Antisemitismus
Im Kompetenznetzwerk Antisemitismus des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bündeln wir mit vier anderen Organisationen aus dem Themenfeld Antisemitismus unsere Kompetenzen für die Arbeit gegen Antisemitismus.
ENCATE
2019 haben wir unser Europäisches Netzwerk für die Bekämpfung von Antisemitismus durch Bildungsarbeit, ENCATE, gegründet. Seitdem entwickeln wir uns gemeinsam mit den mehr als zwanzig europäischen Partnerorganisationen stetig weiter und arbeiten an europäischen Ansätzen der Antisemitismusprävention.
KIgA meets Bayern
In Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg (IKG) gehen wir mit unseren Lösungs- und Schulungsansätzen in den ländlichen Raum Bayerns.