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Veranstaltung

Jüdischer Salon mit Etgar Keret und Sasha Marianna Salzmann

Jüdischer Salon im Grünen Salon an der Volksbühne

 

 

Wie können Künstler künstlerisch auf die Welt reagieren, während die Welt sie für ihre Zwecke gebrauchen will? (English below)

„Die Zeiten, in denen wir leben, fragmentieren mein Denken und damit mein Schreiben. Es gibt keine stringente Erzählung, kein Ganzes mehr, es gibt Bruchstücke mit scharfen Kanten, an denen ich mich permanent schneide.” – Sasha Marianna Salzmann

In politischen und sonstigen Krisenzeiten, wie den jetzigen, werden von freien Künstlern Bekenntnisse gefordert. Mal wird ihre Berühmtheit zum Zwecke einer breiten Identifikation von der Politik benutzt, mal müssen sie für durch die Politik hervorgerufene Mißstände herhalten. Manche bieten ihren Namen an, aus Überzeugung, im Egotrip oder aus Opportunismus, andere werden für ihre Kunst exemplarisch bestraft oder aufgrund ihrer Herkunft ausgeladen. Kulturboykott wird zum Ersatz für Politik.

„Die Idee, israelische Schriftsteller oder Filmemacher daran zu hindern, international aufzutreten, entspricht der Logik von Erstklässlern.“ Etgar Keret in einem Taz Interview

Sasha Marianna Salzmann und Etgar Keret, sie eine diasporische Schriftstellerin, er ein israelischer Schriftsteller, beide in ihren Werken ihr jeweiliges Umfeld durchaus kritisch reflektierend, tauschen sich darüber aus, in welchen verschiedenen Weisen politische Ereignisse sich auf ihre Kunst auswirken.

Etgar Keret beschreibt in seinem Text „Setting the Sky on Fire”, wie er nach dem 7. Oktober beim Schreiben sich nicht einfach nur der Fantasie hingeben kann und es nicht mehr nur darum gehen, sich mit Geschichten vollzustopfen.

“Life with all its horrors found its way to my forest clearing and demanded that I do more than just chow down.“

Sasha Marianna Salzmann bemerkt in einer Rede zur Rolle der Kunst in Kriegszeiten:

„… weder propagiert sie (die Kunst) eine bessere Welt, die so nicht stattfindet (…), noch sind wir Künstler*innen zuständig für die Darstellung der Apokalypse, die das Publikum bis aufs Mark erschüttern soll, damit es sich in Zukunft endlich mehr Gedanken um den Fortbestand der Menschheit, den Zustand unseres Planeten etc. macht…“


How can artists respond artistically to the world while the world seeks to use them for its own purposes?

“The times we live in fragment my thinking and, consequently, my writing. There is no longer a coherent narrative, no whole—only fragments with sharp edges that constantly cut me.” – Sasha Marianna Salzmann

In times of political and other crises, like the present, free artists are often called upon to make declarations. Sometimes their fame is exploited by politics for broad identification purposes; other times, they are held accountable for societal issues caused by political decisions. Some offer their names willingly—out of conviction, ego, or opportunism—while others are punished for their art or disinvited because of their background. Cultural boycotts become a substitute for politics.

“The idea of preventing Israeli writers or filmmakers from appearing internationally follows the logic of first-graders.” – Etgar Keret in an interview with taz

Sasha Marianna Salzmann and Etgar Keret—she a diasporic writer, he an Israeli writer, both critically reflecting on their respective environments in their works—exchange views on how political events influence their art in different ways.

In his text “Setting the Sky on Fire,” Etgar Keret describes how, after October 7th, he could no longer simply indulge in imagination while writing. It was no longer just about filling himself with stories.

“Life with all its horrors found its way to my forest clearing and demanded that I do more than just chow down.”

Sasha Marianna Salzmann remarks in a speech on the role of art in times of war:

“…art neither propagates a better world that does not exist (…), nor are we artists responsible for depicting the apocalypse in a way that shocks the audience to their core, so that they might finally think more about the survival of humanity, the state of our planet, and so on…”

Etgar Keret © Alessandro Moggi und Sasha Marianna Salzmann © Dirk Skiba

Etgar Keret, geboren 1967 in Ramat Gan, Israel, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Israels. Er gilt als Meister der Kurzgeschichte, seine Short-Story-Bände sind in Israel Bestseller und werden in 40 Sprachen übersetzt. Etgar Keret schreibt auch Drehbücher und Graphic Novels. Er lebt mit seiner Familie in Tel Aviv. Mehr zum Autor unter: www.etgarkeret.com

Sasha Marianna Salzmann ist Theaterautor*in, Essayist*in und Dramaturg*in. Salzmanns Theaterarbeiten erhielten zahlreiche Preise und sind in über 20 Sprachen übersetzt. 2017 erschien im Suhrkamp Verlag das Debüt Außer sich. Der Roman erhielt zahlreiche, auch internationale, Ehrungen. 2020 wurde Salzmann mit dem Kunstpreis für Darstellende Kunst der Akademie der Künste Berlin ausgezeichnet. 2021 erschien Salzmanns zweiter Roman.

Im Menschen muss alles herrlich sein, der ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert war und mit dem Preis der Literaturhäuser sowie dem Hermann-Hesse-Literaturpreis geehrt wurde. Seit 2023 ist Sasha Salzmann Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. 2024 erschien, ebenfalls bei Suhrkamp, der Band Gleichzeit, eine Korrespondenz zwischen Ofer Waldman und Sasha Marianna Salzmann, zu der Welt nach dem 7. Oktober 2023.

2024 ist Sasha Salzmann Preisträger*in des renommierten Kleist-Preises, mit dem das literarisches Gesamtwerk ausgezeichnet wird.
www.sashamariannasalzmann.com

Veranstalter

Veranstaltungsort

Jüdischer Salon im Grünen Salon an der Volksbühne
Rosa-Luxemburg-Platz 2
10178 Berlin

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