IV. Weitere Themenfelder & Methoden
Methode 1: Wie Ausgrenzung funktioniert
Die Methode befasst sich mit Mechanismen der Inklusion und Exklusion bestimmter Gruppen sowie mit deren grundlegenden Funktionen und Merkmalen. Die Schüler:innen erleben zunächst in einer Übung, wie durch die willkürliche Auswahl von Merkmalen Gruppen entstehen und wie sie selbst an diesen Prozessen bewusst und unbewusst mitwirken. In einer darauffolgenden Gruppenarbeit diskutieren die Schüler:innen verschiedene Zitate bzw. Aussagen, in welchen Vorurteile über bestimmte gesellschaftliche Gruppen zum Ausdruck kommen und halten die genannten Vorurteile, die Zielgruppen und die Motivation der Täter:innen auf einem Flipchart fest. In einem Schaubild wird im Anschluss dargestellt, wie Eigen- und Fremd-Gruppen konstruiert werden, welche Zuschreibungen hiermit einher gehen, welche Funktion diese erfüllen und welche Machtverhältnisse eine Rolle spielen. Hierauf aufbauend befassen sich die Schüler:innen anhand historischer Fallbeispiele mit Antisemitismus und erarbeiten dessen Geschichte und Merkmale. Abschließend werden Analogien zu anderen Mechanismen von Ausgrenzung wie antimuslimischen Rassismus gezogen und darüber diskutiert, wie sich die Schüler:innen in ihrem Alltag Vorurteilen und Ausgrenzung entgegen stellen können.
Methode 2: Woher kommt Judenfeindschaft?
Ein Comic-Kurzfilm nimmt die Schüler:innen mit auf eine Zeitreise, welche die lange Geschichte des Antisemitismus und seine Verwurzelung in der christlichen Judenfeindschaft der Spätantike und des Mittelalters beleuchtet. Die Vielschichtigkeit des modernen Antisemitismus wird nur durchschaubar, wenn der Blick auch auf die Fülle antijüdischer Bilder gelenkt wird, die vergangenen Epochen entstammen und die in transformierter Form neuen Kontexten eingepasst wurden. Ein besonderer Fokus liegt in der anschließenden Gruppenarbeit auf der eingehenden Analyse und Reflektion der verschiedenen Funktionen, die Judenfeindschaft – damals und heute – für die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft erfüllt (hat). Die Schüler:innen erkennen Kontinuitäten und Wandlungen in der Geschichte der Judenfeindschaft, können diese historisch einordnen und sind sich darüber bewusst, dass Antisemitismus nichts mit dem Verhalten von Juden:Jüdinnen zu tun hat, sondern ausschließlich über diejenigen Aufschluss geben, die antisemitisch denken und handeln.
Methode 3: L’Chaim – Jüdisches Leben in Berlin
In der interaktiven, mehrsprachigen (Deutsch, Englisch, Arabisch) Wanderausstellung „L´Chaim – auf das Leben!“ wird die Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin anhand von 31 jüdischen und sechs nichtjüdischen Biographien porträtiert, die in sieben Themenfilmen in mehreren Kurzinterviews zu Wort kommen. Die Themenfilme behandeln die Aspekte Jüdische Religion, Mein Judentum, Heimat, Familie, Minderheit, Das ist mir wichtig und Zusammen in Berlin. Der Besuch der Ausstellung ist an einen Workshop gekoppelt, in welchem sich die Schüler:innen in Gruppenarbeit mit Arbeitsbögen zu den einzelnen Themenbereichen befassen, um diese anschließend gemeinsam zu reflektieren. Die Ausstellung hat neben der Vermittlung einer differenzierten Sichtweise des Judentums und seiner Vielfalt zum Ziel, durch die behandelten Themenfelder und der vorgestellten Biographien den Schüler:innen emotionale Anknüpfungspunkte zu ihrer eigenen Lebenswirklichkeit zu vermitteln, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und sie dabei zu unterstützen, Vorurteile abzubauen.
Methode 4: … und raus bist Du!“ – Geschichte einer jüdischen Familie aus Kreuzberg
In dieser Methode werden den Schüler:innen anhand der Biographie der jüdischen Familie Arndt der historische Wandel in Berlin Kreuzberg und die Hintergründe zu Antisemitismus in der NSZeit vermittelt. Zum Einstieg spielen die Schüler:innen ein Kreuzberg-, bzw. Berlin-Memory, in welchem sie in ihren Gruppen Paare von historischen und aktuellen Aufnahmen bestimmter Orte finden sollen. Mithilfe eines Zeitstrahles wird danach der Nationalsozialismus verortet und ein Bezug zur Lebenswirklichkeit der Schüler:innen hergestellt. Im Anschluss werden globale Verflechtungen und Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges aufgezeigt und besprochen. Nach einer Kombinationsübung mit Entrechtungskarten, auf denen wichtige Gesetze zum Entzug der Lebensgrundlage für Jüd:innen und Juden zwischen 1939 und 1945 festgehalten sind, durchlaufen die Schüler:innen in Gruppen einen Actionbound, der sie zu verschiedenen Orten in Kreuzberg führt, die mit der Lebensgeschichte der Familie Arndt in Verbindung stehen (hierfür werden Smartphones benötigt). Alternativ kann die Biographiearbeit anhand von Arbeitsblättern und historischen Photographien in der Schule erfolgen.
Methode 5: Ewige Feindschaft? – Jüdische Erfahrungen im islamischen Kulturraum
Diese Methode wirft einen Blick auf Schnittstellen und Gemeinsamkeiten monotheistischer Religionen, auf Geschichte und Vielfalt des Islam und des Judentums sowie auf ausgewählte muslimische Biographien von Menschen, die sich gegen Antisemitismus, für Menschlichkeit und einen interreligiösen Dialog einsetzten und einsetzen. Aus heutiger Sicht erscheint das Verhältnis von Juden:Jüdinnen und Muslim:innen oft als von unüberbrückbaren Gegensätzen und andauernden Konflikten geprägt. Die Schüler:innen erfahren mittels einer Powerpointpräsentation und einer gemeinsamen Activity-Übung Wissen über geschichtliche und religiöse Grundlagen uns erarbeiten sich in Gruppenarbeit anhand des Denkspiels „Was geschah?“ reale Fälle aus der jüdisch-muslimischen Beziehungsgeschichte. Nach einer gemeinsamen Reflexion der vorgestellten Ereignisse erhalten die Schüler:innen abschließend einen Einblick über aktuelle Initiativen und Einrichtungen in Berlin, die sich für Wertschätzung von Vielfalt und gegen Ausgrenzung engagieren.